Der Däumling-Klettersteig am Nassfeldpaß
Kein kleiner Daumen aber eine großartige Klettertour.
Die Anfahrt zum Nassfeldpaß dauerte eine knappe Stunde, zuletzt war ich sie mit dem Motorrad gefahren. Der Paß selbst ist mir als Motorradfahrer wegen seiner Kurven wohl bekannt. Aber er war diesmal nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt für ein großartiges Erlebnis für Kletterfreunde. Am Paß angekommen ging es dann zunächst mit dem Sessellift hoch zur Bergstation am Gartnerkofel, dem Ausgangspunkt für unsere Klettertour am Däumling-Klettersteig.
Der Einstieg beginnt bereits nach wenigen Metern mit einer Seilbrücke, geschätzt ca. 15m auf einem - nur einem! - Seil. Ich hätte nicht gedacht, wie wackelig ein einzelnes Seil sein kann, aber ich war auch beeindruckt, mit welcher Coolness die Kinder in unserer Gruppe diese Brücke, wie im Übrigen den gesamten Klettersteig, gemeistert haben.
Am Ende dieser ersten Seilbrücke ging es zunächst senkrecht nach oben hoch auf den Däumling. Sehr steile Passagen, zum Teil auf der Aussenseite des Felsen, teilweise über in den Fels eingelassene Haken, wechseln sich ab. Immer wieder richtet sich der Blick hoch über den Nassfeldpaß. Vom Däumling, dem äußeren von drei konusförmigen Felsformationen geht es dann wieder etwas hinunter zu einer weiteren Seilbrücke, einer sogenannten Nepalbrücke. Der Steig könnte statt "der Däumling" damit auch "die Däumlinge" heißen. Zwei weitere, einfachere - weil kürzere- Seilbrücken komplettieren den Weg.
Der Steig überfordert den Kletterer nicht hinsichtlich der notwendigen Kraft, er erreicht maximal das Level C, aber er fordert Mut für die Passagen aussen am Fels und belohnt dafür mit fantastischen Ausblicken.
Nach dem Durchklettern des Däumlings haben wir zunächst eine kurze Pause eingelegt und dann als Tüpfelchen auf dem i durch die Besteigung (leichte Wanderung bergauf) des Gartnerkofels die Tour komplettiert, noch einmal mit großartigen Blicken über die Bergwelt bis weit in die hohen Tauern, die Karawanken und nach Italien.
Der Däumling-Klettersteig ist ein fantastisches Beispiel dafür, dass Kletterfreude und beeindruckende Erlebnisse nicht vom höchsten Schwierigkeitsgrad abhängen.
Unser Klettertag endete nach einem Erfrischungstrunk an der Bergstation, bei dem wir in der Ferne bereits dunkle Wolken herannahen sahen, mit der Seilbahnabfahrt, die uns wenige Minuten vor dem hereinbrechenden Gewitter wieder zum Bus zurück brachte.
Karl-Heinz