Koschutnikturm
Koschutnikturm - „High Life“ in Kärnten und Slowenien -
ein Höhenerlebnis im Sommer 2018
Unser Klettersteigziel für diesen sonnigen Sonntag im August war ein Bergzug oberhalb von Zell-Pfarre, östlich von Ferlach und direkt auf der Grenze zwischen Österreich und Slowenien, die Koschuta. Sie ist Teil des Panoramawegs Südalpen. Hier, am Koschutahaus, das über eine kurvige Schotterstraße erreicht wird, beginnt dessen Etappe 5, deren erster Abschnitt bis auf den Koschutnikturm führt. Sie wird offiziell als „schwer“ eingestuft.
Am Koschutahaus parkte unser Bergführer André von der Berg- und Alpinschule Highlife den hellblauen alten, aber zuverlässigen VW T4(Bully), der wie immer knarzend seine Pflicht getan hatte, und der Zustieg konnte beginnen. Unser Ziel war noch in Wolken gehüllt, der Wetterbericht verhieß aber beste Aussichten.
Der Zustieg ist mit 1,5 Stunden veranschlagt. Nach ca. der Hälfte dieser Zeit lichtete sich der Wald und die Stein- und Geröllfelder am Fuße des Koschuta-Massivs taten sich vor uns auf.
Zur Rechten leuchtete der Falkenturm in der Morgensonne, der einen ebenfalls sehr lohnenswerten Klettersteig hat.
Eine beschwerliche Strecke lag vor uns, die aber gleichzeitig bereits jetzt die Vorfreude auf den Rückweg weckte. Sind doch Geröllfelder eine Gaudi für den Abstieg.
Für den Aufstieg gibt es zwei mögliche Wege. Wir wählten den rechten, denn wir wollten uns die Option offen halten, die berühmte Seilbrücke auf dem Rückweg zu überqueren und dann den anderen Weg zurück zu klettern. Der Klettersteig ist nicht übermäßig schwer, wenn man mit Höhe umgehen kann, denn man geht außerhalb am Fels über einigen hundert Metern Tiefe, bietet aber herrliche Panoramablicke über die Gipfel und zurück ins Tal über das Koschutahaus bis hin zum Wörthersee.
Nach kurzem Anstieg erreichten wir schon die Seilbrücke, imposant zwischen dem Hauptmassiv zu einem getrennt stehenden Felsbereich geführt. Ich kannte die Seilbrücke nur von einer Klettertour vor zwei Jahren im Nebel, so dass ich den grandiosen Blick jetzt besonders genoss. Auch hatte ich die Berichte von einem anderen Bergführer noch im Ohr, Horst, der zeitweise ebenfalls auch bei Highlife tätig ist und mit dem ich eine Woche zuvor den Schwarzkogel bestiegen hatte, einen Gipfel, den man vom Faaker See aus jeden Tag sieht, aber nicht ahnt, wie toll die Wanderung hinauf und der Blick hinunter ist. Er hat die Verankerung der Seile im Berg selbst mit gemacht, und mit dem Wissen, dass diese 1,5 m tief in den brüchigen Fels hinein gebohrt und dann gesichert wurden, sehe ich die Brücke mit ganz anderen Augen.
Nach wenigen Metern erreicht man den Grad. Man blickt nach Slowenien – und – es pfeift ein eisiger Wind. Nassgeschwitzt vom Anstieg meint man, Sibirien sei nah. Schnell die nassen Shirts durch trockene ersetzt und eine windschützende Jacke angezogen und es kann weitergehen.
Der restliche Anstieg erfolgt ohne Klettersteigset und nach ca. einer weiteren halben Stunde ist der Gipfel erreicht. Der Koschutnikturm – 2136 m über dem Meer. Wolken und Sonne wechseln sich ab und lassen den Blick über die umliegenden Gipfel ständig neu aussehen. Ein imposanter Augenblick, Zeit für Erinnerungsfotos - und für die verdiente Brotzeit!
Der Abstieg bis zur Seilbrücke war dann schnell erledigt. Vor uns kletterten dann jedoch nicht nur schlecht ausgerüstete, sondern auch nicht sehr trittsichere und unerfahrene Kletterer, so dass sich die eine und andere Gelegenheit für Fotos ergab, denn wir mussten immer wieder warten.
Auf der anderen Seite geht es um den Berg und dann sehr steil bergab und man erreicht wieder den Ausgang am oberen Rand des Geröllfeldes. Die Gaudi konnte beginnen!
Wir legten zwar die Klettersteigsets ab, behielten aber unsere Helme sicherheitshalber auf und surften dann im Geröll im Nullkommanichts einige Hundert Meter nach unten. Nachdem diejenigen, die keine hohen Schuhe anhatten, die Steine ausgeschüttet hatten, wanderten wir zurück zum Koschutahaus, wo uns Speisen und Getränke, nebenbei gesagt von außerordentlich guter Qualität und auch in für „große Bergsteiger“ ausreichender Menge, von den Strapazen eine erste Erholung boten, bevor wir die Tour zurück am Campingplatz Anderwald mit einem Belohnungsbier und einem erfrischenden Sprung in den Faaker See beendeten.
Die Klettertour auf den Koschutnikturm ist keine Anstrengung, die einen überfordert, auch wenn sie offiziell als „schwer“ eingestuft ist. Sie kann auch von geübten Anfängern bewältigt werden, sofern man keine Probleme mit Höhe hat, und besonders wenn erfahrene Bergführer wie in unserem Fall mit viel Empathie auf die einzelnen Gruppenmitglieder eingehen. Sie ist aber ein Erlebnis und die Eindrücke und die Blicke während der Tour und vom Gipfel bleiben tief in der Erinnerung.
Vielleicht findet sich im nächsten Jahr eine Gruppe zusammen, die die Lärchentürme bezwingt. Eine neue Herausforderung. Ich wäre dabei.